Am 13.09.2023 hatten wir Schülerinnen und Schüler des Burg-Gymnasiums Wettin die Ehre, Batsheva Dagan in der Synagoge von Gröbzig zu treffen. Batsheva Degan ist eine Zeitzeugin des Holocaust, sie erlebte Verfolgung, Flucht und für zwei Jahre das Konzentrationslager Auschwitz. Die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt hatte uns, als langjährige Partner im Netzwerk Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage, diese Möglichkeit gegeben. Um die jüdische Kultur als Rahmen der Veranstaltung etwas näher gebracht zu bekommen, spielten drei Musiker jüdische Musik, eine Frau las Gedichte aus Dagans Buch „Gesegnet sei die Phantasie – verflucht sei sie!“, welches von der Zeit in Auschwitz handelt.
Degan überlebte zwei Todesmärsche und eine schlimme Krankheit, die sie sich während ihrer schrecklichen Zeit im KZ einfing. Sie berichtete darüber, wie furchtbar und brutal es dort ablief, welche Dinge sie dort erlebte und vor allem überlebte. Sie musste dort schwere Arbeiten verrichten. „Um zu überleben, mussten die Hände einiges standhalten und man durfte sich für nichts zu schade sein“, meinte sie.
„Könnt ihr euch vorstellen, ohne Essen zu leben?“ fragte Dagan uns. Wir schüttelten mit dem Kopf. Sie musste es. „Es gab nur sehr selten etwas zu essen.“ Wenn sie ihre Scheibe Brot aufheben wollte, um am nächsten Tag noch etwas davon zu haben, legte sie die Brotscheibe nachts hinter ihren Kopf. Wenn sie dann am Morgen nachsah, waren nur noch ,,Brösel“ übrig, denn die Mäuse und Ratten kamen ihr zuvor. Ihr blieb dann nichts anderes übrig, als die hinterlassen Brösel zu essen. Sie erzählte noch vieles mehr und wir alle hörten ihr interessiert zu und durften Dagan sogar Fragen stellen, denn dafür waren wir alle dort. „Fragt heute, denn morgen entdeckt ihr plötzlich, dass es zu spät ist! Fragt heute, denn heute gibt es noch Zeugen! […] Was fehlen wird, wenn das Morgen kommt, ist der Blickkontakt und Erwiderung eine Antwort auf jede Frage in Worten oder Miene. Fragt nochmals! Fragt immer wieder! Jetzt ist es Zeit! Gestern kehrt nicht wieder.“ forderte Batsheva Degan uns regelrecht auf, zu ihr nach vorn zu kommen. Diese Chance ergriffen auch einige und so kamen wir mit ihr ins Gespräch.
Batsheva war, als sie nach Auschwitz ins KZ kam, nur wenige Jahre älter als wir. Ihr Glaube an Gott, den Willen zu leben, nicht einzutauchen in die schreckliche Realität, in der man war, die Hoffnung zu haben, dass der nächste Tag ein besserer wird und der festen Überzeugung, eines Tages der ganzen Welt davon zu erzählen, was sie und viele andere Opfer des Holocaust dort durchleben mussten, hielt Dagan am Leben. Es half ihr, den Mut und die Kraft nicht zu verlieren – überleben zu wollen. „Wir sind ein Teil von der Welt und es kommt auf uns an, Menschenrechte zu erhalten!“ lauteten Batsheva Dagan Worte zum Abschluss an uns.
Es war für alle ein sehr emotionales und aufreibendes Erlebnis. Batsheva Degan ist eine unglaublich starke Frau und wir als Schülerschaft sind unglaublich dankbar dafür, sie getroffen zu haben.
Ari Kühn
Weitere Fotos von unserem Besuch gibt es unter folgendem Link…
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