Wettiner Schüler besuchen Alūksne – Schüleraustausch in Lettland
Mit gepackten Koffern voller Gastgeschenke machten sich 16 Schülerinnen und Schüler des Burg-Gymnasiums Wettin am Freitag, den 03.11.2023 auf den Weg nach Berlin, um am nächsten Morgen in aller Frühe vom Flughafen aus in Richtung Riga zu starten. Von dort aus reiste die Gruppe, die von Frau Dr. Roenneke, Herrn Quinque und Frau Freyer begleitet wurde, nach Alūksne, dem Schaffensort des aus Wettin stammenden Theologen Ernst Glück, der als erster die Bibel ins Lettische übersetzte und die ersten lettischen Volksschulen gründete. Der Namenspate des dort ansässigem Ernst-Glück-Gymnasiums ist das Bindeglied einer langjährigen Schulfreundschaft mit dem Burg-Gymnasium Wettin.
Nach einer überraschenden Begrüßung in Riga begleitete uns die lettische Delegation im Reisebus und brachte alle Teilnehmenden zu den entsprechenden Gastfamilien. Nach einem kurzen Kennenlernen endete der Abend mit einer ersten gemeinsamen Chorprobe und kleinen Kennenlernspielen. Am Montagvormittag wurden wir offiziell von der Schulgemeinschaft und der Schulleiterin begrüßt und sangen mit dem Chor des Ernst-Glück-Gymnasiums lettische, deutsche und englische Lieder, die von Freundschaft und dem Wunsch nach einer besseren Zukunft handelten.
Wir für einen nachhaltigen Lebensstil- We for a sustainable Lifestyle
… das Projektthema unserer Woche, wurde in den verschiedensten Workshops aufgegriffen und vielseitig diskutiert. Beginnend mit Seidenmalerei und Upcycling von Kleidung wurde uns eine Alternative zur „Fast Fashion“ mit dem Augenmerk auf bewussten Umgang mit Textilien geboten. Kreative Verarbeitungsideen von Holz wurde uns durch den Holzkünstler Harijs Stradinš nähergebracht. Am Nachmittag besuchten wir gemeinsam mit Lehrerin und Stadtführerin Ilona Riekstina die Sehenswürdigkeiten und besonders die Wirkungsstätten Ernst Glücks in Alūksne. Abends gab es für Schüler und Lehrer die Möglichkeit, sich beim gemeinsamen Kochen besser kennenzulernen. Weitere praktische Erfahrungen sammelten wir in der Töpferwerkstatt des Keramik-Künstlers Ugis Puzulis. Ebenso durften wir in den Schulalltag einer Förderschule Einblick nehmen und dort Schmuck sowie Schlüsselbänder aus Stoff- und Lederresten herstellen. Eindrücke von Arbeitsabläufen lokaler, nach modernsten Standards arbeitender Unternehmen (Spanplattenherstellung bei Cewood und Recyclinganlage Getlini) ergänzten unser Programm zum Thema Nachhaltigkeit. Darüber hinaus erhielten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich bei Hospitationen mit lettischen Unterrichtsgepflogenheiten vertraut zu machen. Im Naturschutzgebiet Veclaicene erkundeten wir im Rahmen eines Orientierungslaufes die eiszeitlich geprägte Landschaft im Grenzgebiet zwischen Lettland und Estland. Die nachfolgende Nacht verbrachten wir abseits der Zivilisation in Naturhäusern, in denen wir ohne die Errungenschaften der modernen Gesellschaft auskommen mussten.
Als Teil des Kulturprogramms erklang am Mittwochabend in der Evangelischen Kirche in Alūksne ein Orgelkonzert von „Kristians Kvinks“, welches zum gemeinsamen Abschlussabend in der Schule überleitete. Der Abschied voneinander fiel allen schwer nach einer nicht nur von intensiver projektbezogener Arbeit, sondern vor allem von einer von vielen neuen, freundschaftlichen Bekanntschaften und gemeinsamen Erlebnissen erfüllten Woche. Entsprechend groß und zahlreich waren die Tränen, als wir uns schließlich in Riga wieder voneinander trennen mussten. Die vielleicht schönste und wichtigste Erkenntnis unserer gemeinsam verbrachten Zeit war, dass wir alle zu einer großen europäischen Familien gehören, dass wir uns über dieselben Dingen freuen können, gleiche Probleme haben, dass vieles uns verbindet und es dabei umso interessanter erscheint, zusammen die kleinen, aber feinen Unterschiede herauszufinden.
Die Schülerinnen und Schüler auf beiden Seiten konnten in dieser intensiven gemeinsamen Woche sicher prägende Erfahrungen machen, viele schöne Erinnerungen und Eindrücke sammeln, neue Freundschaften schließen, ein spannendes, für alle noch unbekanntes Land kennenlernen und dabei erfahren – Lettland ist nicht das Ende der EU, sondern hier beginnt Europa.
C. Quinque und A. Freyer, 12.11.2023